Couchsurfing war lange Zeit die Plattform für Reisende schlechthin. Bei Menschen auf der ganzen Welt übernachten, Kontakte zu anderen Weltenbummler:innen knüpfen und das ganze kostenfrei. Doch Couchsurfing änderte das Geschäftsmodell, Kosten waren an der Tagesordnung und seitdem hat sich die Community zum Schlechten verändert. Erst wurden Stammnutzer:innen vergrault, dann kam Werbung auf die Plattform und zum krönenden Abschluss wurden alle Nutzer:innen “erpresst”. Wie es dazu gekommen ist, erkläre ich in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
💸 Couchsurfing Kosten
Die Kosten für Couchsurfing belaufen sich auf 14€ pro Jahr oder bei einer monatlichen Zahlungsweise auf 2€ pro Monat. Klingt erst einmal nicht sonderlich viel, gerade im Vergleich zu HelpX mit 20€ für zwei Jahre oder Workaway mit 37€ pro Jahr, doch Couchsurfing hat den Beitrag mehr oder weniger erpresst. Alle Couchsurfer:innen wurden schlichtweg ausgesperrt und können sich ohne Bezahlung nicht einmal mehr einloggen, ihr Profil anschauen oder ihren Freunden schreiben. Dieses Vorgehen sorgte für einen großen Verlust an Mitgliedern und zu großem Frust bei denen, die noch geblieben sind.
🔦 Hintergrund Gebühren
2003 wurde Couchsurfing gegründet, war komplett kostenlos und setzte sehr auf seine Community, welche viele Aufgaben in den jeweiligen Städten übernahmen. Durch die vielen positiven Erfahrungen wuchs die Community stetig an und irgendwann wurden eigene Mitarbeiter notwendig, welche auch bezahlt werden mussten.
2011 kam es deshalb zum Wechsel in eine gewinnorientierte Organisation und die Plattform änderte sich grundlegend. Neben einem neuen Design und einer Couchsurfing-App wurde auch Werbung auf der Plattform geschaltet und es gab eine Möglichkeit der “Verifizierung”. Ursprünglich war es möglich Nutzer:innen sein Vertrauen auszusprechen und somit eine menschliche Verifizierung zu schaffen. Diese wurde jedoch durch eine kostenpflichtige 18€ Verifikation ersetzt, welche Betrug vorbeugen sollte, schneller zu einer Übernachtung führen und die Community finanzieren sollte. Das funktionierte nicht, denn die meisten zahlenden Menschen kamen aus wirtschaftlich schwächeren Ländern. Diese nutzen die Verifikation, um Menschen aus westlichen Ländern “mehr vertrauen” zu bekommen. Beispielsweise haben viele Iraner:innen die Verifikation genutzt und bei einem Monatsgehalt von durchschnittlich 320€ entspricht das einem ganzen Tag Arbeit nur für die Verifikation. Aus diesem und auch aus weiteren Gründen wuchs die Kritik an Couchsurfing stark.
2020 wurden aufgrund der Corona-Pandemie mehrere Mitarbeiter:innen entlassen und beschlossen auf einem anderen Weg Einnahmen zu generieren. Alle Nutzer:innen wurden kurzerhand ausgesperrt und mehr oder weniger der Mitgliedsbeitrag erpresst. Da durch die Reiseverbote niemand unterwegs war, wurde der Mitgliedsbeitrag von nur sehr wenigen Nutzer:innen gezahlt und ein Teil hat die Plattform sogar direkt verlassen.
😤 Kritik an den Kosten
Grundsätzlich bin ich kein Freund davon alles kostenlos zu verlangen, weil irgendwie muss auch alles finanziert werden. Beispielsweise schalte auch ich ausgewählte Werbung auf meinem Blog, da ich anders gar keinen Ausgleich für die vielen Stunden Arbeit erhalten würde. Zudem sind 14€ pro Jahr nicht sonderlich viel, wenn das in Relation zu einer Übernachtung im Hostel steht und den ganzen Erlebnissen mit den Gastgeber:innen. Jedoch wurde die Community bei vielen Entscheidungen, die seit 2011 getroffen worden sind, nicht mitgenommen und ein Teil der freiwilligen Helfer:innen sogar von der Plattform vergrault. Zudem ist es sehr fragwürdig eine kostenpflichtige Mitgliedschaft zu Pandemie Zeiten einzuführen. Meiner Meinung nach hätte es mehr Sinn gemacht eine Spendenaktion zu starten und danach eine Mischung aus kostenloser Community mit kostenpflichtigen Angeboten anzubieten. Das hätte sicherlich mehr Couchsurfer:innen unterstützt und der Community nicht geschadet.
🤷🏻♂️ Fazit Couchsurfing
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Plattform weiter nutzen werden, weil die Einnahmen seit der Kommerzialisierung im Vordergrund stehen. Durch den Mitgliedsbeitrag ist zwar die Werbung verschwunden und es gibt keine Begrenzungen mehr beim Schreiben von Nachrichten, aber die fragliche Verifizierung bleibt bestehen. Zudem gibt es eine Menge gute Couchsurfing Alternativen und unzählige Möglichkeiten, um Reisende kennenzulernen. Durch den Beitrag wird die Mitgliederanzahl sinken und warum soll ich 14€ für Couchsurfing zahlen, auf sich dort niemand aufhält? Ich werde bei meinen nächsten Reisen erstmal andere Plattformen ausprobieren und mich dann entscheiden, welche ich in Zukunft nutzen werde und ob ich meinen Couchsurfing Account löschen werde.
Update: Ich habe meinen Couchsurfing-Account gelöscht. Mittlerweile kenne ich niemanden mehr, der die Plattform nutzt und Hostelworld* bietet die sehr beliebte Hangout-Funktion an. Ich sehe daher keinen Nutzen darin meinen Account weiter zu behalten. Schade, dass die Plattform sich nach 14 Jahren so ruiniert hat.
19 Gedanken zu “Couchsurfing ist jetzt kostenpflichtig » Hintergründe & Alternativen”
Hej und Danke für diese ausführliche Info!
Wollte mich gerade einloggen…und tadaa, wollte erstmal recherchieren bevor ich da was zahle, die letzten Jahre waren halt echt auch nicht mehr so gut.
Schade
Leider muss ich dir in allem recht geben. ich sehe es ähnlich und habe schweren Herzens meinen Account heute auch gelöscht. Sehr schade!
Wir waren seit fast zu Beginn bei Couchsurfing, unsere Kinder sind damit aufgewachsen. Jetzt sind sie erwachsen und stehen vor diesem Scherbenhaufen. Ich habe den langsamen Verfall miterlebt, nicht erst seit Corona. Immer wieder habe ich versucht, davor zu warnen, dass ein genereller Kostenbeitrag von allen verlangt wird. Warum soll ein Host bezahlen, dass er jemanden aufnimmt? Das sehen Nur-Host nicht ein. Und ohne Hosts kann es nicht funktionieren. HelpX oder Bewelcome zum Beispiel verlangen nur von den Reisenden einen Beitrag. So kann das System funktionieren. Mir tut es in der Seele weh, aber nach einem kurzen Nochmals-Probieren habe ich Couchsurfing nach über 100 persönlichen Kontakten als Host und Surfer begraben, weil das System nicht mehr funktioniert. Es gibt keine Hosts mehr. Zum Glück habe ich von allen Kontakten eine persönliche Email Adresse, so dass auch nach 10 oder 15 Jahren noch richtige Freundschaften bestehen und wir uns mit Vielen auch ohne Couchsurfing noch schreiben und besuchen. Es gibt genügend Alternativen, auch für alte Couchsurfer – sobald wir die Trauer verarbeitet haben und im Kopf dafür frei sind. Es war eine schöne Zeit. Jetzt ist es Zeit für etwas Neues.
Sorry – ich wollte HelpX schreiben, die nur von den Hosts verlangen. Bewelcome ist natürlich frei. Ich bin bei allen dieser Communities.
Ich habe im November eine Gebühr von über 50 € bezahlt.
Ich dachte das wäre die Jahresgebühr Heute bekam ich die Meldung dass ich monatlich oder eine Jahresgebühr bezahlen soll. Ich bin jetzt etwas irritiert da ich für sechs Wochen über 50 € bezahlt habe und jetzt schon wieder bezahlen soll . Wie ist das mit den Gebühren, sind die fünfzig Euro ein als Mitgliedsbeitrag zu sehen oder ist das was anderes ? kann mich jemand informieren .
Danke
Liebe Sabine,
ich war früher jahrelang bei Couchsufing und habe mich irgendwann abgewendet. Nun gerade erst erneut angemeldet und kann Dir folgendermaßen weiterhelfen: für die alleinige Verifizierung (erkennbar am gründen Haken im Profil) fallen einmalig 56€ an, die CS via Paypal oder über die Kreditkarte einziehen will.
Dazu kommen zusätzlich die “Mitgliedsgebühren”: entweder entscheidest Du Dich für den (günstigeren) Jahresbeitrag über 14,50€, der 1x pro Jahr eingezogen wird. Oder aber für wählst den monatlichen Beitrag von 2,99€ – den sie Dir dann pro Monat abverlangen, sonst wird Dein Konto gesperrt.
Ergo bist Du mit dem Jahresbeitrag über 14,50€ besser dran! Insgesamt also erst mal mindestens 70,50€ damit man überhaupt auf die Plattform kommt!
Viele Grüße
t*
Ich finde es auch sehr schwer als Älterer überhaupt eine Unterkunft über Couchsurfing zu bekommen. Da müsste vieleicht auch eine extra Spalte für Senioren eingeführt werden. Auch versuche ich seit Monaten direkten Kontakt mit Couchsurfing zu bekommen, um meine Frage zu stellen. Ich liess 2,99 von meinem Konto abziehen und komme schon wieder nicht rein in mein Konto bzw. Werde wieder aufgefordert zu zahlen. Und wie kann ich selber mich als Gastgeber da bei Couchsurfing mich anmelden? Suche Kontakt zu deutschsprachige Mitarbeiter von Couchsurfing. Und was gibt es für Alternativen für Senioren, anstelle von Couchsurfing. Ja ich hätte auch gespendet für Couchsurfing, wenn mal mal wenigstens Kontakt und Hilfe bekommen würde.
Für mich kam die plötzliche Zwangsgebühr sehr überraschend und ich habe mich seitdem nicht mehr eingeloggt und mein Profil deaktiviert. Manchmal frage ich mich, wie viele Leute die Seite überhaupt noch nutzen. Ich hätte bei einer Spendenanktion gespendet, aber diese Art und Weise fand ich inakzeptabel. Zumal die Seite eh immer mehr den Bach runter ging. Schade drum, viele gute Zeiten gehabt.
Ich habe seit längerer Zeit nicht mehr darauf zugegriffen und habe jetzt eine Anfrage erhalten und kann der Person nicht mal absagen. Entweder muss ich jetzt 2,99€ zahlen oder “Assi sein” und nicht einmal zurück schreiben und mein Konto deaktivieren. Eine einzige Frechheit finde ich. Sehr schade.
Habe jahrelang gehostet. Meist tolle Menschen kennengelernt. Ich Versuche es noch einmal. Vielleicht hat es auch etwas gutes … die vielen “toten” Accounts verschwinden vielleicht. Ich werde berichten!
Hi Markus,
Wie ist es denn aktuell so auf Couchsurfing?
Danke dir!
Wir hatten wieder jemanden da, wieder eine tolle Erfahrung.
Ich finde die Idee weiterhin toll. Dennoch fühlt es sich nicht gut an fürs hosten Geld zu bezahlen.
Habe übrigens einfach die Abbuchungsgenehmigung bei PayPal entzogen und im nächsten Monat war der Account wieder dicht.
Werde wohl ab Oktober wieder zahlen um zu hosten
Hey Markus,
danke für das Teilen deiner Erfahrung. Ich selbst habe mittlerweile meinen Account gelöscht, weil ich kein gutes Gefühl mehr dabei hatte.
Ich habe über ein paar Jahre zum Teil wirklich nette Erfahrungen mit Couchsurfern gemacht.
Ein einziges Mal war ich der Surfer.
Ich habe es nicht eingesehen, dass ich für das Beherbergen Gästen selber Geld bezahlen muss.
Schnell gekündigt.
Schade drum.
So eine charmante Idee so unelegant sterben zu lassen.
Habe mich heute angemeldet und vorsichtig 1 Mt. Mitgliedschaft beantragt.
Oberfaul: bei der Verifizierung via Paypal wurden mir EUR 56.- “lebenslänglich” abgeknüpft.
Vermute, dass Versuche, es zurückzubekommen, ausser viel Arbeit nichts bringen werden.
Klar aber: Couchsurfing läuft bei mir ab sofort unter “unseriös” und “nicht empfehlenswert”.
Ich hoffe, dass ich für den beabsichtigten Zeitraum wenigstens Unterkünfte finde …
Hey Nils,
danke für deine Erfahrung. Sag gerne mal Bescheid, ob du das Geld wiederbekommen hast.
Hey Nils, konntest du das Geld zurückerhalten?
Diese unfreiwillige Abbuchung von 56€ via paypal habe ich auch heute festgestellt. Nichts hat auf diese Kosten hingewiesen. Es ist eine absolute Sauerei. Als wenig user habe ich gedacht, man muss sich verifizieren lassen, aber von Kosten war nichts zu lesen. Geld futsch, eine ganz miese tour!
Habe eben gerade das gleiche erlebt, es poppte kurz – 0,5s – ein Fenster auf mit ner 56 das wars. Hatte ich mal vorher eure Erfahrungen gelesen 🙁